Die Vorzeichen standen alles andere als gut für die Elephants vor der schwierigen Partie gegen den Aufstiegsfavoriten aus Köln, denn mit Martin Esters (Knie) und Jo Lange (Nasenbeinbruch) fielen gleich zwei lange Kerls verletzungsbedingt aus. Und das ausgerechnet gegen die erfahrenen Big Men der Rheinstars, die mit Kruel (2,09), Jördell (2,06) und Pakalniskis (2,04) ein beeindruckendes Scorer-Trio ins Rennen schicken.
Da man mit Marvin Kruchen nur noch einen echten Center in den eigenen Reihen hatte, wurde unter der Woche an diversen Alternativen gearbeitet - sowohl während des Trainings als auch außerhalb der Sporthalle. Beide Varianten sollten sich im Laufe des Abends als gut gewählt herausstellen. Auf dem Feld machte die Abteilung "groß" mit ständiger Rotation dauerhaft Druck auf die Center Riege der Rheinstars und das gefürchtete Duo Kruel (11) / Jördell (8) kam somit nur auf die gleiche Punktzahl wie ihre Grevenbroicher Pendants Roberts (11) und Kruchen (8).
Ein Raunen ging jedoch durchs Publikum beider Lager als die Gastgeber zum Warm Up das Feld betraten, denn mit Markus Hallgrimson trug plötzlich unerwartet ein Akteur der Schlossstädter, der von in der Vorsaison für die Rheinstars auf Körbejagd gegangen war. Hallgrimson nahm im Laufe seiner Minuten 3 Würfe von denen er 2 traf, aber dazu später mehr.
Das Spiel begann mit einem Paukenschlag, denn Dainius Zvinklys erzielte schon nach wenigen Sekunden per krachendem Dunking die ersten Punkte. Die knapp 700 Zuschauer im gut gefüllten Elephants Dome waren sofort hellwach und sollten fortan ein packendes Basketballspiel erleben. Im Laufe des ersten Viertels wechselte die Führung mehrfach hin und her und nach dem ersten Spielabschnitt führten die Gäste knapp mit 18:20.
Doch gleich nach dem Wiederanpfiff holte Marko Boksic mit einem schönen Dreier die Führung zurück und das Spielchen begann von vorn. Nach 17 Minuten stand es 39:39, doch nun drehte Kölns US Import Omari Knox, der bisher relativ unauffällig geblieben war, mächtig auf. Innerhalb von zweieinhalb Minuten erzielte der Guard trotz wechselnder Verteidiger 14 Punkte und führte seine Farben so zu einer 43:53 Pausenführung.
In der Kabine gab es allerdings keine hängenden Köpfe, denn bis auf den Sahneauftritt von Knox hatte man den Gegner gut im Griff gehabt und die Taktik, auf den Favoriten ständig Druck auszuüben sowie das Spiel schnell zu machen war ansonsten aufgegangen. Voller Tatendrang ging man zurück aufs Feld doch den besseren Start erwischte Köln.
Plötzlich betrug die Führung 14 Punkte, doch das Team steckte die schnellen Punkte souverän weg. Angetrieben vom unermüdlichen Farid Sadek punkteten innerhalb von 5 Minuten fünf verschiedene Akteure, während die Rheinstars in der gleichen Zeit nur ein einziges Pünktchen von der Freiwurflinie erzielten. Die Elephants hatten das dritte Viertel mit 18:12 gewonnen und es ging mit einem 61:65 in den letzten Spielabschnitt.
Kurz nach dem Wiederanpfiff war der Rückstand auf nur noch einen Punkt geschrumpft (64:65) und die Halle tobte. Doch Köln antwortete im Stile einer Klasse-Mannschaft und baute das Polster wieder aus (66:73). Die Hausherren glauben aber weiterhin an ihre Chance und verkürzen durch Zvinklys und Roberts auf 70:73. Nun zeigt BBL Routinier Kruel, warum er für Köln so wichtig ist. Trotz eines gut verteidigenden Marvin Kruchen punktet der "Storch" zweimal hintereinander und die Begegnung scheint 2 Minuten vor dem Ende beim Stand von 70:77 gelaufen.
Im direkten Gegenzug verkürzt Zvinklys auf 72:77 und sichert gleich darauf auch den so wichtigen Defense Rebound. Die Elephants im Angriff. Der inzwischen eingewechselte Simon Bennett trifft per Dreier, doch das Spiel war zuvor abgepfiffen worden. Erneut Ballbesitz Grevenbroich und wieder kommt der Ball zu Bennett. Der Kapitän nimmt sich ein Herz, wirft - und trifft aus 7 Metern zum 75:77. Der Dome kocht und die Rheinstars zeigen Nerven in diesem Hexenkessel. 24 Sekunden vor Schluss erobern die Blauen erneut den Defens Rebound (Verhältnis 44:29) und setzen zum letzten Angriff an. Nick Larsen bringt den Ball nach vorne, der Ball läuft wie geplant durch die Reihen und Bennett erhält am Kopf der Dreierlinie den Ball. Aber der Kapitän hat den Blick für den besser postierten Hallgrimson in der rechten Ecke und passt. Der Neuzugang wirft - und der Ball schaut kurz in den Ring, um dann zum Entsetzen der EleFans wieder heraus zu springen.
Sofort wird die Uhr durch ein Foul gestoppt, doch es sind nur noch 0,9 Sekunden zu spielen. Pakalniskis verfehlt den ersten Freiwurf und vergibt dann den zweiten absichtlich, um dem Gegner keine Chance für einen finalen Wurf nach einer Auszeit zu geben. Die Rheinstars gewinnen 75:77.
Beide Trainer präsentieren sich auf der anschließenden Pressekonferenz sichtlich mitgenommen und sprechen von einem intensiven, hochklassigen Spiel.
Elephants Coach Hartmut Oehmen verteilt unter dem Beifall der Zuschauer ein hoch verdientes Pauschallob an seine Jungs: "Wir hatten Köln trotz unserer personellen Probleme auf der großen Position am Rande einer Niederlage. In der zweiten Hälfte erlauben wir den Rheinstars nur 24 Punkte und Knox, der vor der Pause so gut getroffen hat, punktet gar nicht mehr. Wenn Markus den letzten Wurf rein macht, wäre es ein Märchen mit Happy End gewesen - jetzt ist es eins ohne, aber die Jungs können trotzdem stolz auf sich sein."
Viel Zeit haben sie dazu aber nicht, denn schon am Montag Abend müssen die Elephants in heimischer Halle im Rahmen des WBV Pokals um 20.00 Uhr gegen die Düsseldorf Giants antreten, die beim Spitzenreiter Münster ebenfalls nur knapp mit 2 Punkten unterlagen.
Der Elephants Vorstand möchte sich kurzfristig bei den eigenen Fans für die großartige Unterstützung gegen Köln bedanken und senkt die Eintrittspreise für die morgige Begegnung gegen den anderen rheinischen Rivalen um die Hälfte: Erwachsene 3,- € / Kinder 1,- €