Die Stimmung war schon lange vor dem Anpfiff so richtig angeheizt, denn Schalkes Coach Raphael Wilder hatte der Vorbericht in unserer Vereinszeitung EleNews offensichtlich nicht gefallen. Die Elephants hatten sich nach dem Abstieg aus der 2. Liga vor Jahren im Unfrieden von ihrem Übungsleiter getrennt. Nun witterte Herr Wilder eine Verschwörung und fühle sich durch besagten Artikel angegriffen.
Der Gäste Trainer kontaktierte kurzerhand die NGZ und kündigte an, "in der Halle mit keinem Vereinsverantwortlichen zu reden" (Zitat) und in der heimischen WAZ ließ er verbreiten, dass er und seine Spieler nach der Begegnung für die obligatorischen Interviews nicht zur Verfügung stünden. Vielmehr wollen seine Schalker auf dem Platz Antworten liefern (Zitat).
Selbst in den eigenen Reihen sowie bei den neutralen Zuschauern erntete er mit dieser überzogenen Reaktion bereits vor dem Sprungball für Kopfschütteln, doch für das Interesse an der Begegnung war dieses verbale Warm Up natürlich gold wert. Knapp 1000 Zuschauer wollten dann auch das Duell "Energie gegen Kohle" sehen und der alt ehrwürdige Elephants Dome drohte aus allen Nähten zu platzen.
Auf dem Spielfeld war von den vorangegangenen Scharmützeln allerdings nichts zu merken. Beide Teams begannen hochkonzentriert und lieferten sich in den ersten 6 Minuten ein relativ ausgeglichenes Spiel. Beim Stande von 12:13 lagen die Gäste für 27 Sekunden auch einmal vorn, doch das sollte die einzige Führung an diesem Abend gewesen sein. Nun legten die Hausherren den Turbo ein und nach dem ersten Viertel staunten die Fans auf der Tribüne beim Stand von 28:12 nicht schlecht. Bei den Schlossstädtern hatten bereits 5 Akteure gepunktete und Dainius Zvinklys hatte auf seinem Konto alleine bereits genau so viele Punkte gesammelt wie der komplette Gegner (12). Für Königsblau hatten bislang nur Carney und Nasarre getroffen, während der Rest der besten Offense der Liga noch unter Ladehemmungen zu leiden schien.
Zu Beginn des zweiten Viertels kamen die Knappen ein wenig besser ins Spiel, doch in echte Gefahr geriet die Grevenbroicher Führung nie. Farid Sadek hatte Liga Topscorer Trevin Parks bestens im Griff und so kam der flinke US Guard, der im Schnitt 28 Punkte pro Spiel erzielt, in der ersten Hälfte nur auf mickrige 4 Zähler. Auf der Gegenseite hatte Dainius Zvinklys bereit 19 Zähler verbucht und auch Nick Laren war mit 12 Punkten bei einer überzeugenden Quote kaum zu stoppen.
Für das Highlight in Hälfte 1 sorgte jedoch Center Marvin Kruchen. Wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff rettete er sich noch in der eigenen Hälfte mit einem Behind-the-Back Dribbling aus größter Bedrängnis, um dann mit der Sirene von der Mittellinie den Schlusspunkt zum viel umjubelten 52:40 zu setzen. Die Halle tobte und die traurige Handvoll Schalke Fans starrte beinahe ungläubig aufs Spielfeld.
Während es in der Gäste-Kabine relativ lautstark zur Sache ging, war man sich im Lager der Elephants schnell einig: 52 Punkte zur Halbzeit gegen Schalke sind sensationell, aber 40 Punkte in der Verteidigung zu kassieren ist schlichtweg zu viel.
Das wollte man im zweiten Durchgang besser machen und einbilden wolle man sich auf diese Halbzeitführung auch noch nichts. Intensität und Thempo hoch halten war angesagt und so ging man nach wenigen Minuten zurück in die Halle, wo man sogar noch die tolle Schwarzlicht-Show der auftretenden Tanzgruppe verfolgen konnte.
Wer nach dem Seitenwechsel nun bedingungslosen Kampf der Schalker erwartet hatte, sah sich bereits nach wenigen Sekunden getäuscht, als der bärenstarke Roberts völlig allein unter dem Korb auftauchte und die ersten Punkte nach der Pause markierte. Von einem königsblauen Aufbäumen war aber auch danach nicht wirklich etwas zu sehen. Carney traf plötzlich nicht mehr und auch der Spanier Nasarre hatte seine Offensivbemühungen eingestellt. Die Dickhäuter ließen sich diese Chance nicht entgehen und bauten die Führung auf 17 Punkte zum 67:50 aus.
Auf der Tribüne begannen die Fans immer mehr daran zu glauben, dass sie hier und heute eine Überraschung erleben würden und zwar eine ausgesprochen Positive. Ein ums andere Mal trieb Farid Sadek seine Mannen nach vorne und Routinier Nick Larsen führte überlegen Regie, wenn es galt die Uhr clever herunter zu spielen. Die Elephants ließen nun geschickt Ball und Gegner laufen und da der Vorsprung zwischenzeitlich sogar auf 22 Punkte angewachsen war, vergass man auch nicht, einige Highlights für die Gallerie zu setzen. Der für den am Knie verletzt ausgeschiedenen Sadek ins Spiel gekommene Simon Bennett bediente 90 Sekunden vor dem Abpfiff Highflyer Zvinklys per Alley Oop aus der eigenen Hälfte und Dan ließ es per Dunking noch mal richtig krachen. Die letzte Minute spulten die Gastgeber unter Standing Ovations des begeisterten Publikums gekonnt herunter und Gäste Coach Raphael Wilder tat das, was er vor dem Spiel angekündigt hatte. Er verschwand nach dem 88:69 ohne den üblichen Gratulations-Handschlag in der Kabine und ließ sich auch bei der anschließenden Pressekonferenz nicht sehen.
Den Elephants war´s egal und man feierte den mehr als deutlichen Sieg mit einer La-Ola Welle gemeinsam mit den hoch zufriedenen Fans, um dann komplett im Bad der Menge unterzutauchen.
Coach Hartmut Oehmen zeigte sich bei der anschließenden Pressekonferenz mit Hallensprecher Sascha Winkel, der vor dem Anpfiff mit einem Helene Fischer Live-Cover geglänzt hatte, dann auch sichtlich zufrieden: "Schalke erzielt im Schnitt 90 Punkte, ist das reboundstärkste Team der Liga und hat mit Trevin Parks auch den Topscor in ihren Reihen. Wir haben die Blauen auf 69 Punkten gehalten, 16 Rebounds mehr geholt und Parks gerade mal 14 Pünktchen erlaubt. Das war erneut eine tolle Mannschaftsleistung aus der man eigentlich niemanden hervorheben sollte. Dennoch möchte ich Devon zu seinem Double-Double (15 Punkte und 13 Rebounds) und Nick zu seinem bisher besten Spiel bei den Elephants beglückwünschen. Dan mit 28 Punkten wieder mal Topscorer und Farid mit einem Höllen-Job gegen Parks, doch gewonnen hat das ganze Team. Ich bin richtig stolz auf die Jungs. Energie hat sich überzeugend gegen Kohle durchgesetzt."