Schalke und Köln hatten am Freitag mit ihren Siegen vorgelegt und so schaute die Regionalliga am Samstag Abend nach Münster. Beide Teams hatten eine beeindruckende Siegesserie vorzuweisen, aber eine würde hier und heute zuende gehen.
Die Gäste aus Grevenbroich waren fest entschlossen, dass es nicht die Ihre sein solle und das merkte man dem Team bereits beim Warmmachen an. Selbstbewußte Körpersprache, fokussierter Blick und immer wieder gegenseitiges Abklatschen. Man war bereit. Und das, obwohl die Vorbereitung auf dieses Spitzenspiel alles andere als wunschgemäß verlaufen war. Die Trainingshalle gesperrt und in der Ausweichhalle gab es nur an anderen als den gewohnten Tagen freie Zeiten. Pointguard Farid Sadek frisch am Kreuzband operiert, Basti Becker knickt am Montag um (dicker Knöchel), Marvin Kruchen mit Erkältung im Bett und Topscorer Dainius Zvinklys musste am Montag sogar ins Krankenhaus, wo ein schmerzhafter Bluterguss im Mittelfuß diagnostiziert wurde, der ein Training für den Rest der Woche unmöglich machte. Für das Abschlusstraining standen gerade mal 7 halbwegs gesunde Spieler zur Verfügung und so mussten 2 Akteure aus der zweiten Mannschaft sowie der Trainer einspringen.
Wie in den vorangegangenen Begegnungen legten die Elephants los wie die Feuerwehr. Nach 6 Minuten führte man 4:14 und Münsters Coach Kappenstein nahm seine erste Auszeit. Er schien die richtigen Worte gefunden zu haben, denn 60 Sekunden später stand es nur noch 10:16 und der UBC wähnte sich wieder im Spiel. Aber die Dickhäuter hatten sofort eine Antwort parat und am Ende des ersten Viertels hatten alle eingesetzten 7 Akteure bereits gepunktet (14:24). In der gut gefüllten Universitätssporthalle war es leise geworden - nur die 50 köpfige Fangruppe aus Grevenbroich feierte sich fleißig auf der Tribüne.
Im zweiten Viertel machten die Gäste dort weiter wo sie angefangen hatten. Sie bauten ihre Führung aus. Nach 15 Minuten stand es 19:33 und selbst die zweite Auszeit der Hausherren war bereits wirkungslos verpufft. Doch plötzlich schien für die Dickhäuter der Korb wie vernagelt. Bis zur Halbzeitpause gelang dem Team gerade mal ein weiterer Korb aus dem Feld und Münster nutzte diese ungewohnte Ladehemmung der Schlossstädter. Allein Jan König sorgte mit 13 Punkten dafür, das der Tabellenführer nicht den Anschluss verlor und hätten seine Teamkameraden von der Freiwurflinie nicht solche Nerven gezeigt (4 von 13), hätte man zumindest ein Unentschieden erreichen können. Die Elephants bekamen in diesem Spielabschnitt gerade mal 2 Freiwürfe zugesprochen, aber die fanden beide ihr Ziel und so ging es mit einer 5 Punkte Führung in die Kabine (32:37).
In der Halbzeitansprache gab es im Grunde nicht viel zu sagen. Man war sich einig, dass das verabredete Defese-Konzept nahezu perfekt umgesetzt wurde und auch im Angriff setzte Pointguard Nick Larsen seine Mitstreiter routiniert in Szene. Bevor es wieder zurück in die Halle ging, rückte man ganz eng zusammen, um einen Blick auf die bisherige Spielstatistik zu werfen. Unten rechts in der Ecke stand dort: "Zeit in Führung" und bei UBC waren dort vier Nullen (00:00) abgedruckt. "Diese Nullen wollen wir bis zum Ende halten" forderte der Coach und das Team bestätigte dies lautstark.
Nach dem Wiederanpfiff ging es in den ersten drei Minuten ausgeglichen hin und her (36:41), doch ein kollektiver, einminütiger Blackout bescherte dem UBC nicht nur den Ausgleich, sondern Dainius Zvinklys auch das vierte Foul. Der Trainer reagierte sofort mit einer Auszeit und auf der Bank wurde es kurzzeitig mal richtig laut. Frisch eingenordet gingen die Jungs zurück aufs Feld. Was nun folgte ließ die Münsteraner Fans staunen und Trainer Kappenstein verzweifeln. Innerhalb von vier Minuten trafen bei den Elephants vier verschiedene Schützen fünf Dreier und dabei waren nicht nur die üblichen Shooter Bennett, Boksic, sondern auch die Inside Spieler Zvinklys und Roberts erfolgreich. Nach 28 Minuten stand es 48:60, aber die Gastgeber wollten sich noch nicht geschlagen geben und kämpften sich bis zum Ende des Viertels wieder auf ein 56:61 heran.
Das Spiel ging in die letzte Runde. Wer würde im Schlussabschnitt den längeren Atem haben? Welcher Akteur würde dem Spiel gegen Ende seinen Stempel aufdrücken? Münsters Amerikaner Dallis Johnson war in der ersten Hälfte komplett leer ausgegangen und auch der zweite Import Konrad Tota, der gegen Schalke 21 Zähler im ersten Vertel erzielt hatte, waren aufgrund der intensiven Bewachung durch Basti Becker gerade mal drei Punkte gelungen. Würden die beiden jetzt übernehmen oder vielleicht doch der Litauer Dainius Zvinklys, der die letzten 7 Minuten foulbelastet auf der Bank verbracht hatte? Die Spannung in der Halle konnte man fast greifen.
Den besseren Start erwischten wieder einmal die Gäste. Larsen zieht unwiderstehlich gegen den deutlich größeren Johnson zum Korb und im nächsten Angriff schüttelt der starke Davon Roberts gleich zwei Bewacher ab wie lästige Fliegen, um kraftvoll zum 65:56 zu vollenden. Doch nun ist Münster am Drücker. Narrendorf mit einem schönen Dreier sowie Henrichs und Johnson verkürzen zum 63:65. Die UBC Anfeuerungsrufe werden wieder lauter, um aber nach einem erneuten Zvinklys Dreier sofort wieder zu verstummen. Johnson rackert sich ab und erzielt das 65:68, doch Bennett und erneut Zvinklys bauen den Vorsprung auf 65:72 aus. Bei den Hausherren stemmt sich Johnson gegen die Niederlage und auch Tota markiert seinen zweiten Treffer im zweiten Durchgang zum 69:72. Münster hofft, doch Tota bewacher Becker macht seinen Fehler sofort wieder gut und punktet im Gegenzug. Noch 40 Sekunden zu spielen, Ballbesitz Münster. Zvinklys hechtet in einen Hartmann Pass, bekommt die Kugel unter Kontrolle und vollendet mit einem krachenden Dunking zum 69:76. Im Gegenzug rettet Johnson dem UBC mit der Schlusssirene den direkten Vergleich, doch das ist den Elephants völlig egal. Sie feiern ihren Start-Ziel-Sieg beim Tabellenführer ausgelassen und nach der Sieges La-Ola gehts hoch zu den Fans.
Coach Hartmut Oehmen war natürlich überglücklich: Das war ein hartes Stück Arbeit, doch wir waren als Team alle sehr zuversichtlich, heute hier zu gewinnen. Nick hat seine ganze Routine ausgespielt und so das Fehlen von Farid kompensiert. Die wichtigen Duelle Simon vs. Hartmann, Basti vs. Tota und Davon vs. Johnson konnten wir alle für uns entscheiden. Dainius hat beim Aufwärmen mit Mühe einen Korbleger geschafft, weil er solche Schmerzen beim Auftreten hatte. Doch drei Ibu und das Adrenalin haben den Schmerz nach dem Anpfiff vergessen lassen und niemand konnte ihn stoppen.
Die Pause brauchen die Jungs jetzt ganz dringend. Ich will hoffen, dass bis auf Farid am 5. Januar alle wieder ohne Schmerzmittel laufen können.