Unser Coach Hartmut Oehmen ist seit 1989 als Mannschaftsverantwortlicher im Westdeutschen Basketball Verband aktiv, aber an eine ähnliche Verletzungsmisere kann er sich in all diesen Jahren nicht erinnern: "Marko knickt am Montag beim Training um, Lenny am Mittwoch und Niko am Donnerstag. Zusammen mit Dainius haben wir nun 4 Akteure mit akuten Sprunggelenksverletzungen und so langsam nimmt die Personalsituation bedrohliche Formen an."
Versuchen wollten es am Samstag Abend in Dorsten jedoch alle angeschlagenen Spieler. Mit diversen Schienen oder stark getaped ging es raus zum Warm Up, doch schon nach wenigen Minuten signalisierte Center Lennard Jördell, dass es heute einfach keinen Sinn macht. Dainius Zvinklys wollte es wie schon gegen Wulfen mit Kurzarbeit versuchen, doch auch für den beinharten Litauer war nach 9 Minuten Spielzeit schon wieder Schluss - erneut war der athletische Forward umgeknickt und musste vom Feld geführt werden. Auf den großen Positionen wurde es somit richtig eng, was für Nikolas Zimmermann ein Grund mehr war, fest auf die Zähne zu beißen, doch nach 19 Minuten war auch für ihn Schluß. Mit schmerzverzerrtem Gesicht humpelte der bis dahin ohne Korberfolg gebliebene Mailman vom Feld: "Tut mir leid, es geht nicht mehr."
Dabei hatte sich das Team der Fußkranken gar nicht so schlecht geschlagen. Eine 12:4 Führung der Hausherren nach fünf Minuten hatte man durch eine Smallball-Aufstellung in ein 14:14 drehen können und so stand es nach dem ersten Viertel lediglich 18:16.
Im zweiten Viertel erwische man sogar den besseren Start und konnte mit 23:27 in Führung gehen, doch Dorsten präsentierte sich treffsicher von der Freiwurflinie sowie aus der Distanz und drehte das Ergebnis auf 37:31 bevor ein spektakulärer Dreier von Marko Boksic mit der Pausensirene den 37:34 Halbzeitstand darstellte.
Das Bild in der kleinen Gästekabine glich dann mehr einer Krankenstation als dem eines Sportteams in der Halbzeitpause. Tape und Eis waren heiß begehrt, aber noch waren 20 Minuten zu absolvieren und viele personelle Variationen gab es wie gesagt nicht mehr. Also begann man wie schon zu Spielbeginn mit Marvin Kruchen auf der Center-Position, um dem BG Big Man Wilhelm Köhler einen gleich großen Widersacher entgegen zu stellen und mehr Rebounds zu sichern. Aber wie in Halbzeit 1 war diese Aufstellung nicht von Erfolg gekrönt. Die Elephants lagen nach 25 Minuten mit 52:40 zurück und erneut wurde auf Smallball umgestellt. Bis zum Ende des dritten Viertels gelang es jedoch nicht, die Gastgeber um den in dieser Phase großartig aufgelegten David Golembiowski in Verlegenheit zu bringen und so ging man mit einem 14 Punkte Rückstand (60:46) in den letzten Spielabschnitt.
Die Dorstener Führung wuchs sogar bis auf 17 Zähler an (32. Minute) und auch drei Minuten vor dem Abpfiff sah es beim Stande von 77:65 noch nach einer sich anbahnenden Klatsche für die Dickhäuter aus, weil nun auch die Schiedsrichter durch einige höchst fragwürdige Entscheidungen ihren Teil dazu beitrugen. Einige klare Fouls in der Wurfaktion wurden bei uns nicht geahndet, doch auf der Gegenseite kassierten Bennett und Williams innerhalb von 30 Sekunden jeweils ein Foul ohne überhaupt den Gegner berührt zu haben. Für den Amerikaner war das sogar das 4. persönliche Foul, was ihn fortan zu einer nahezu körperlosen Spielweise für die restlichen 6 Minuten zwingen sollte.
Doch aufgeben wollten die Elephants trotzdem nicht. Mit einem Dreier zum 77:68 leitete Nick Larsen die Aufhol-Aktion ein und Pointguard Kollege Farid Sadek legte Sekunden später zum 77:70 nach. Eine Minute vor dem Ende hieß es nach einem verwandelten Dorstener Freiwurf dann Auszeit Grevenbroich. Den Spielzug nach Einwurf in der gegnerischen Hälfte verwandelte erneut Nick Larsen aus der Distanz zum 78:73 und selbstverständlich wurde jetzt die Uhr durch ein schnelles taktisches Foul gestoppt. Dorsten trifft von der Linie beide Würfe und erneut Auszeit Grevenbroich. Diesmal ist es Simon Bennett der per Dreier zum 80:76 trifft bevor die Uhr erneut gestoppt wird. Doch Dorsten zeigt sich erneut sicher von der Linie. Diesmal in Person von Faton Jetullahi, der an diesem Abend mit 22 Punkten und einer Dreierquote von 71% das Spiel seines Lebens machte. Doch die Schlosstädter konterten erneut. Einwurf unter dem Korb zu Farid, ein schneller Pass auf Simon und der trifft erneut von Downtown zum 82:79.
Die BG in dieser Schlußphase allerdings mega stark von der Linie (11 von 12 in den letzten 60 Sekunden) und Nick ausnahmsweise nur mit einem normalen Feldkorb zum 84:81. Noch sind 14 Sekunden zu spielen, doch die irre Aufholgagd des letzten Grevenbroicher Aufgebots (Nick, Farid, Simon, Marko, Basti und Terrence) wurde nicht vom Erfolg gekrönt. Dorsten gewinnt mit 89:81 und die Elephants holen sich bei den mitgereisten Fans viele aufmunternde Worte für die tolle Moral und den großen Kampfgeist ab.
In der Kabine dann gesundheitliche Bestandsaufnahme mit dem Ergebnis, dass sich die Situation alles andere als verbessert hat, denn Niko und Dainius können kaum auftreten und Marko humpelt ebenfalls gewaltig. Die Absage des Montag Trainings ist die logische Konsequenz und wie man genau am Mittwoch Abend in Dortmund zum Pokalspiel antreten soll ist zur Zeit völlig offen. In Ruhrgebiet erwartet die Elephants der Zweite der 2. Regionalliga und Dortmund kommt mit der Empfehlung, zuletzt in heimischer Halle die BG Hagen aus dem Pokalwettbewerb geworfen zu haben. Demnach eine alles andere als leichte Aufgabe, die es da zu bewältigen gilt. Die Frage allerdings: Mit welchen Spielern ?