Es war viel geredet und spekuliert worden im Vorfeld dieser Viertelfinal-Partie zwischen den Elephants und Schalke 04. Würde der Tabellenführer in Bestbesetzung anreisen oder schickt man sogar die 2. Mannschaft, um sich ungestört auf die Liga-Partie in Hagen am Freitag Abend vorbereiten zu können? 24 Stunden vor dem Anpfiff auf der Schalker Homepage dann die Auflösung: "Wir werden in Bestbesetzung antreten, um das Spiel zu gewinnen, aber wir wollen parallel versuchen, die Spieler nicht zu verheizen" so Trainer Raphael Wilder in Abstmmung mit dem Vorstand.
Die Starting 5 der Königsblauen unterstrich um 20.00 Uhr dann genau diese Aussage. Die Namen Alexander, Carney, Mikutis, Agyapong und Janoschek ließen keinen Zweifel daran, dass S04 heute nicht angereist war, um Gastgeschenke zu verteilen und so passte auch der Eröffnungsdreier von Alexander perfekt ins Bild. Auf der anderen Seite ließ sich Simon Bennett, der heute statt Boksic in der Startformation stand, jedoch nicht lumpen und traf ebenfalls aus der Distanz. Der Pokalfight war eröffnet.
Die Gäste erwischten den besseren Start und führten schnell mit 5:9, doch Dainius Zvinklys hatte etwas dagegen und nur 60 Sekunden später führten die Hausherren mit 13:9. Bis zum 17:17 in der 6. Minute entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, doch ein 8:0 Run, der auch durch eine Schalker Auszeit nicht gestoppt werden konnte, brachte die Gastgeber mit 25:17 in Führung. Schalke keinesfalls schlechter, aber von der Linie ohne Wurfglück (0 von 6 im ersten Viertel). Lediglich auf Routinier Khartchenkov war Verlass, doch die Dickhäuter trafen in dieser Phase traumwandlerisch sicher. Die 32:24 Führung nach dem ersten Viertel war die logische Konsequenz.
Raphael Wilder hatte in der kurzen Pause wohl die passenden Worte gefunden, denn seine Mannen wirkten nun deutlich fokussierter und nur 3 Minuten später hatte man den Rückstand so gut wie aufgeholt (33:31). Doch die Schlossstädter besannen sich nun auf ihre Vortele unter dem Korb. Lenny Jördell setzte sich wie schon gegen ART ein ums andere Mal schön gegen seinen Bewacher auf der Center Position durch und auch Terrence Williams war von seinem Gegenüber nicht in den Griff zu bekommen. Von den Sitzen gerissen wird das Publikum allerdings wieder einmal von einer Zvinklys-Aktion: Als Schalkes Pointguard Christopher Alexander clever einen Pass abfängt und sich alleine auf den Weg zum gegnerischen Korb macht, startet der Litauer wie eine gezündete Rakete hinterher und nagelt den auf dem Weg in den Korb befindlichen Ball mit unglaublicher Gewalt ans Brett. Plötzlich beträgt der Vorsprung 10 Punkte und allein der gerade noch übelst geblockte Alexander hält in dieser Phase die Schalker Farben hoch, indem er 8 von 12 Punkten seines Teams erzielte. Mit 53:42 ging es in die Pause und die gut 400 Zuschauer hatten bislang ein temporeiches, aber sehr faires Spiel gesehen.
Nach dem Seitenwechsel erwarteten die Fans nun das große Ausbäumen des Ligaprimus und Khartchenkov markierte auch die ersten Zähler, doch danach war erst einmal wieder Grevenbroich am Drücker. Man konnte auf der Tribüne förmlich spüren, dass die Jungs sich vorgenommen hatten, hier und heute nichts mehr anbrennen zu lassen. Zvinklys, Jördell und Bennett mit seinem dritten Dreier schraubten das Ergebnis auf 60:44 hoch, doch Schalke hatte sich noch nicht aufgegeben. Nach 26 Minuten hieß es 62:51 und Coach Wilder nahm erneut eine Auszeit, um seinen Jungs noch einmal neu einzustellen. Es entwickelte sich nun ein offener Schlagabtausch in dem beide Teams nahezu jeden Wurf trafen. Abwechselnd wurden bei diesem Run and Gun nun insgesamt 9 Körbe erzielt und nach dem dritten Viertel hatten die Elephants ihre Führung nun auf 75:60 ausgebaut.
Aber auch Münster hatte am vergangenen Samstag zu diesem Zeitpunkt noch geführt, um dann am Ende mit 20 Punkten Differenz den kürzeren zu ziehen und daher sah man auf der Grevenbroicher Bank weder zufriedene noch entspannte Gesichter. Hoch konzentriert ging man weiterhin zu Werke und nach 33 Minuten war der Vorsprung tatsächlich auf 20 Punkte angewachsen. Auf der Tribüne begannen die EleFans nun langsam an die bevorstehende Überraschung zu glauben, doch die Mannschaft blieb weiterhin fokussiert.
Kompromisslos wurde verteidigt, doch Schalke traf nun auch hochprozentig von der Freiwurflinie und so schmolz der Vorsprung auf 85:69 ein wenig zusammen. Die Elephants mussten dem ungeheueren Tempo nun ein wenig Tribut zollen. Im Abschluss zeigte man sich nicht mehr ganz so konzentriert und Dauerläufer Farid Sadek verließ nach einer überragenden Vorstellung drei Minuten vor dem Ende völlig entkräftet das Spielfeld. Nick Larsen brachte nun etwas Ruhe ins Spiel und man besann sich wieder des erfolgreichen Rezeptes über groß zu spielen. Folgerichtig ging der Ball zu Lenny oder Terrence, die jeweils sicher punkteten und nach 40 Minuten war es tatsächlich geschafft. Die Elephants hatten Tabellenführer Schalke mit 94:80 besiegt und ziehen ins Halbfinale des WBV Pokals ein.
Das Elephants Vorstands-Trio Dr. Frieder Korsten, Hubert Fussangel und Ulrich Weinz strahlte auf der Tribüne um die Wette: "Ein tolles, ein intensives Spiel mit hohem Tempo zu dem alle 21 Akteure, die auf dem Spielberichtsbogen gestanden haben ihren Tel beigetragen haben." so unser Präsident direkt nach dem Schlußpfiff und sein Vize ergänzt: "Glückwunsch an die Mannschaft. Das war eine tolle Energieleistung mit einer sensationellen Trefferquote."