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Nach der Hinspielniederlage in Ibbenbüren war die Ausgangssituation vor dem alles entscheidenden Rückspiel am Sonntag Abend klar. Die Elephants mussten mit mindestens 6 Punkten Differenz gewinnen, aber eigentlich begann die Partie bereits am Samstag Abend.


Denn da stand erst einmal das letzte Meisterschaftsspiel der Regionalligasaison 2015/2016 gegen den bereits feststehenden Meister Schalke 04 auf dem Programm. Während der spätere Finalgegner Ibbenbüren wie schon in der Vorwoche 2 seiner Top-Spieler schonte und selbst Trainer Timo Völkering die Reise nach Hagen nicht mitmachte (Der Artikel auf der Vereinshomepage "Wir geben immer 100%" wurde somit zum wiederholten male zur Farce), traten die Elephants in Bestbesetzung an. Zur Verstärkung hatte man aus der zweiten Mannschaft lediglich Fabian Kamphausen und Kai Bonzelett hinzu geholt und die beiden kamen in der ersten Halbzeit gemeinsam auch auf 15 Minuten Spielzeit. Im ersten Durchgang hieß das Motto aber auch noch: "Kräfte sparen fürs Finale" und so blieb zum Beispiel auch der frisch an der linken Hand genähte Farid Sadek komplett auf der Bank. In der Pause stand es dann 38:46 für Königsblau.
Die Elephants gingen gar nicht erst zur Halbzeitbesprechung hoch in die Kabine, sondern schauten lieber gemeinsam den beiden Tanzgruppen zu. Vorstandsmitglied Uli Weinz fragte im lockeren Plausch mit dem Coach beinahe beiläufig: "Meinst du, ihr könnt Schalke zumindest im dritten Viertel ein wenig ärgern?" und diese Frage gab der Trainer nur zu gerne ans Team weiter. Das neue Motto hieß also: "Ein wenig ärgern und Spaß haben" und los gings mit Halbzeit 2.

Nach acht Minuten hatte man den acht Punkte Rückstand aufgeholt und insbesondere Terrence Williams war in diesem Viertel, das mit 23:14 an Grevenbroich ging, richtig heiß gelaufen. Mit 14 Zählern erzielte er allein nämlich genau so viele Punkte wie das gesamte Gästeteam und als er kurz vor der Viertelpause zur 61:60 Führung traf, werden die gut 500 Zuschauer in der Halle richtig laut. Die Elephants bauten die Führung kurzzeitig auf 68:64 aus, aber Schalke ist halt nicht von ungefähr Meister geworden und hatte insbesondere durch seine diversen Distanzschützen, die hochprozentig trafen eine Antwort parat. 20 Sekunden vor dem Ende führen die Gäste mit 80:85, da trifft Williams aus der Distanz zum 83:85. Im Gegenzug kann Boahene nur einen seiner beiden Freiwürfe verwandeln und die Elephants nemen kurz vor dem Ende ihre letzte Auszeit. Der Spielzug läuft, der Ball kommt zu Boksic und Marko trifft mit der Sirene zum 86:86. Die Fans flippen jetzt völlig aus und von Kräfte fürs Finale sparen spricht schon lange niemand mehr. In der Verlängerung bleibt es bis 60 Sekunden vor dem Ende knapp (94:95), doch dann hat Schalke den längeren Atem und siegt mit 96:102. Niedergeschlagen ist jedoch niemand und man sieht nur selbstwewußt strahlende Gesichter bei den Akteuren. Die Generalprobe fürs Pokalfinale war perfekt gelaufen und ein Spiel, das eigentlich niemanden so wirklich interessiert hatte, war zum echten Krimi geworden.

Die Ansprache zum Ibbenbürenspiel erfolgte ungewöhnlicherweise gleich nach dem Abpfiff gegen Schalke und noch bevor die Akteure unter der Dusche verschwinden konnten. Auf die Spieler des Gegners wurde dabei nicht mehr eingegangen. Thema war im Grund nur die richtige Einstellung, die man benötigt, um ein Finale zu gewinnen - insbesondere, wenn man mit minus 5 startet. Denn den unbedingten Willen bis an die Grenze der eigenen Leistungsfähigkeit zu gehen hatte der Coach in Ibbenbüren vermisst.
Entsprechend heiß traf man sich also am Sonntag zum Spiel und die Konzentration konnte man jedem einzelnen Akteur bereits beim Warm Up ansehen. Als es um 18.00 Uhr dann endlich los ging war der Elephants Dome bis auf den letzten Platz gefüllt und die letzten Zuschauer wurden aus Sicherheitsgründen bereits auf die Empore auf der gegenüberliegenden Seite umgelenkt.

DAS FINALE
Die Hausherren starteten wie die Feuerwehr. Von schweren Beinen aufgrund der Overtime gegen Schalke war nichts zu spüren und nach vier Minuten stand es bereits 11:2. Die Halle tobte - genau wie Ibbenbürens Trainer Timo Völkering, der auch sofort eine Auszeit nahm. Die Gäste verteidigten darauf noch intensiver und Pointguard Farid Sadek wurde bei einem Zweikampf unglücklich am Kopf erwischt. Mit einem üblen Cut über dem rechten Auge musste der Aufbau raus, aber Nick Larsen machte seine Sache ausgezeichnet. Der Routinier versenkte sofort einen Zweier zum warm werden und ein Dreier gleich hinterher. Aber nicht nur die Guards spielten am oberen Limit. In Ibbenbüren hatten sich unsere großen Jungs von Chiwuzie und Post noch ein wenig den Schneid abkaufen lassen, aber das sah heute ganz anders aus. Center Lennard Jördell kämpfte um jeden Rebound und bot sich im Low Post ein ums andere Mal gefährlich an. Wenn dann zwei Gegner zum Doppel kamen bediente er clever seinen Kollegen auf dem High Post, der dann 1 gegen 0 einfaches Spiel hatte. Kapitän Simon Bennett stellte mit einem Dreier zum 31:20 nicht nur den Endstand des ersten Viertels her, sondern auch frühzeitig die Zeichen auf Sieg.

Im zweiten Viertel traf gleich zu Beginn Hagner den ersten TVI Dreier, doch im Gegenzug war es Nick Larsen, der es ihm gleich tat. Nun hatte Ibbenbüren bei einem 2:8 Lauf seine beste Phase, die Chiwuzie mit einem kraftvollen Dunking krönte (38:31). Der Engländer feierte sich daraufhin in bester Gorilla Manier vor den eigenen Fans, doch die Aktion leutete nicht die von den Gästen erhoffte Wende ein, sondern diente den Elephants vielmehr als Weckruf, ab sofort wieder konzentrierter zu agieren. Farid Sadek kam mit von Präsident Dr. Korsten und Pysio Lea Riemann verarztetem Auge unter großem Beifall aufs Feld zurück und führte sich mit einem Dreier zum 47:34 auch gleich bestens ein. In den letzten vier Minuten vor der Pause gelang dem TVI gerade mal ein Korb aus dem Feld, da man sich gegen die aufgerückte Defense der Schlossstädter sichtlich schwer tat. Wenige Sekunden vor dem Halbzeitpfiff kann Dainius Zvinklys einen unsauberen Pass abfangen und stürmt in bekannter Manier auf den gegnerischen Korb zu, um es im nächsten Augenblick spektakulär per Dunking krachen zu lassen. Die Fans feiern sich, den Litauer und den 53:39 Halbzeitstand.

In der Kabine herrschte bei den Akteuren jedoch keinerlei Euphorie. Man erinnerte sich an die hohe Auswärts-Führung iaus dem Meisterschaftshinspiel, die am Ende doch nicht gereicht hatte und knapp sollte es heute Abend nun ganz bestimmt nicht mehr werden. Konzentriert bleiben und kämpfen war angesagt und so ging es zurück aufs Spielfeld.
Ibbenbüren musste nun mehr riskieren, denn schließlich galt es mindestens 9 Punkte aufzuholen. Die Dickhäuter ließen in dieser Phase wichtige Punkte an der Freiwurflinie liegen und die Gäste kamen unter anderem durch zwei Dreier bis auf 59:52 heran. Das reichte uns zwar noch immer, aber der Gegner hatte wieder ein wenig Hoffnung geschöpft, zumal nun auch Center Post, der in der ersten Hälfte gänzlich ohne Punkte geblieben war, aufgewacht zu sein schien. Dafür musste aber Chiwuzie dem hohen Tempo immer mehr Tribut zollen, was sich in schwachen Würfen und zwei unnötigen Fouls widerspiegelte, die ihn auch gleich mal auf der Bank Platz nehmen ließen. Überhaupt übertrieb es Ibbenbüren nun ein wenig damit, keine Körbe zulassen zu wollen, was die Elephants oft an die Linie gehen und das Foulkontingent der Gäste anwachsen ließ. Nach dem dritten Viertel stand es 64:54 und wirklich Angst, dass der Vorsprung weiter zusammenschmelzen würde hatte im Grevenbroicher Lager wohl kaum jemand.

Vier Punkte zum 68:54 nährten diese optimistische Überzeugung und als Chiwuzie in der 33. Minute an die Linie musste, war der Lärm in der Halle ohrenbetäubend. Unter großem Jubel der EleFans verlegte der Center beide Freiwürfe und auch zwei seiner Kollegen vergaben vor dieser enormen Geräuschkulisse beste Möglichkeiten von direkt unter dem Korb. In der 37. Minute stand Chiwuzie, der in der zweiten Hälfte noch nicht getroffen hatte, erneut an der Linie und erneut versagten bei dem bulligen Center, der nach Luft schnappend nun mächtig pumpte, die Nerven. Null von vier Freiwürfen und 14 Punkte hinten waren wohl zu viel für die Nummer 91 und so musste er nach seinem fünften Foul auf der Bank Platz nehmen. Sein Gegenüber Jördell saß dort nach einem sehr kleinlichen Pfiff der ansonsten guten Schiedsrichter bereits seit 5 Minuten, aber auch Nico Zimmermann machte seine Sache unter den Körben ausgezeichnet. Die Elephants ließen Ball und Gegner nun geschickt laufen und spielten jeden Angriff die Zeit herunter bis irgendwann ein Foul die Uhr stoppte. Niemand in der Halle hatte noch das Gefühl, dass da heute nochmal etwas anbrennen würde und so konnte auch Timo Hoster noch etwas Finalluft schnuppern. Sechzig Sekunden vor dem Ende durfte Farid seinen zweiten Freiwurf nicht mehr verwandeln, da die Wunde über dem Auge wieder offen war und ihm Blut vom Gesicht tropfte. Nick kam rein, verwandelte den Freiwurf und Dainius setzte den Schlusspunkt zum hochverdienten 83:65 in einem von beiden Seiten sehr fairen Endspiel um den WBV Pokal.

Der Jubel kannte nun natürlich keine Grenzen. Nico und Terrence verpassten dem Coach eine Wasser-Bier Dusche und auch das frische Pokalsieger T-Shirt sollte dank Basti nicht lange trocken bleiben. Egal.
Plötzlich ging das Licht aus und als niemand so recht wusste,  was nun los ist, brachte Familie Fischer eine selbstgebackene Torte inkl. Goldregen Fontänen herein. Auf der Torte ein großes Teamfoto aus Marzipan mit der Aufschrift Pokalsieger 2016 - sensationell !!!
Nach der Medaillen Übergabe an die Ibbenbürener Akteure, die aufopferungsvoll gekämpft hatten und daher zurecht mit Applaus verabschiedet wurden, waren dann unsere Jungs an der Reihe. WBV Präsident Uwe Plonka überreichte jedem Spieler seine Medaille und anschließend nahm Kapitän Simon Bennett nach 2014 zum zweiten Mal den WBV Pokal entgegen. Zum zweiten Mal ging es zum Abklatschen zu den Fans und dann natürlich hoch ins Foyer wo die letzten Aufrechten noch um Mitternacht den Pokalsieg feierten.

Coach Hartmut Oehmen zeigte sich natürlich überglücklich:  "Bis Weihnachten sah es so aus, als ob diese Saison als Seuchenjahr in die Historie der Elephants eingehen würde. Doch eine richtig erfolgreiche Rückrunde und jetzt dieser Titelgewinn lassen das Ganze wieder in einem positiven Licht erscheinen. Im Finale hat jeder einzelne sensationell gespielt und die Zonenverteidigung, gegen die wir uns in Ibbenbüren noch schwer getan haben, hat uns heute überhaupt keine Probleme bereitet. Nach den Siegen über Schalke (Viertelfinale) und Münster (Halbfnale) sowie der starken Leistung heute haben sich die Jungs nach all den Verletzungen der Hinrunde diesen Titel mehr als verdient.

Das Vorstandstrio Dr. Korsten, Uli Weinz und Hubert Fußangel stand bei der Pokalübergabe sichtlich zufrieden am Rande des Geschehens. Einhelliger Tenor: "So voll und laut wie heute war es hier im Dome lange nicht mehr, da werden Erinnerungen an beste Zweitligazeiten wach. Die Leute, die gestern und heute hier waren haben jeweils eine starke Mannschaft und gute Show gesehen. So kann es gerne weiter gehen."