Die NGZ titelte in ihrer Ausgabe am Montag "Basketball Fest im Elephants Dome" und schrieb von einem "mitreißenden Mix aus All-Star-Game und hoch intensiver Play-off-Schlacht". Unser Coach brachte es mit den Worten: "Ein richtig geiles Spiel" etwas knackiger auf den Punkt und die Zuschauer verabschiedeten ihre Protagonisten nach dem Schlußpfiff mit stehenden Ovationen.
Solche Lobeshymnen kommen ja schon mal vor, aber nach einer Niederlage sind sie halt eher ungewöhnlich.
Doch es war halt eine Niederlage, die am Ende nicht wirklich jemanden interessierte - zu beeindruckend war die zuvor gesehene Leistung beider Teams beim 100:105 Offensiv-Spektakel gewesen.
Aber erzählen wir die Geschichte der Reihe nach:
Bei den Gästen fehlte mit Max Massing der gelernte Power Forward und bei den Elephants blickten die Zuschauer nach dem kurzfristien Ausfall von Max Boldt beim Warm Up auf gerade mal acht verbleibende Akteure. Nicht gerade eine personelle Macht gegen die Mannschaft der Stunde, denn Ibbenbüren kam mit der Empfehlung von neun Siegen in Serie, darunter auch die Top Teams aus Münster und Schwelm.
Doch von einem verhaltenden oder gar zögerlichen Start war bei den Hausherren von Beginn an nichts zu sehen. Beide Teams legten los wie die Feuerwehr und lieferten sich von der ersten Minute einen offenen Schlagabtauch bei dem die Verteidigungsreihen eine eher untergeordnete Rolle spielten. Kakad und Hortmann, die zusammen pro Spiel knapp 20 Dreier nehmen, feuerten statistisch genau passend in den ersten 10 Minuten als Duo 5 Distanzwürfe ab von denen aber nur 2 ins Ziel trafen. Einen echten Sahnetag erwische hingegen Milen Kostov, der im ersten Viertel 3 von 3 Dreiern versenkte und so die 26:28 Führung seines Teams ermöglichte.
Im zweiten Viertel gaben auf Grevenbroicher Seite zumindest Femi und Farid auch in der Verteidigung 100 Prozent, so dass ihre Gegenspieler Kakad und Hortmann bis zur Pause relativ blass blieben, aber dafür zeigten sich andere TVI Akteure wie Andreas Placke äußerst zielsicher. Da aber auch Lenny, Luke und Farid kaum zu stoppen waren, hieß es zur Pause 51:47, wobei die drei genannten Dickhäuter alle bereits zweistellig gepunktet hatten.
In der Kabine war sich das Team dann einig: Man dürfe es mit diesem offenen Schlagabtausch nicht übertreiben, denn Ibbenbüren hat mit den beiden Topscorern der Liga sowie einigen anderen Scharfschützen definitiv die besseren Offensivwaffen. Also musste man durch bessere Verteidigung versuchen, zum Erfolg zu kommen und genau das wollte man im zweiten Durchgang versuchen.
Es blieb nicht bei einem Versuch, denn die Schlossstädter spielten nun das wohl beste Viertel der gesamten Saison. Im Angriff gelangen den Oehmen Schützlingen in den folgenden 10 Minuten starke 29 Zähler und in der Defensive ließ man nur 21 Punkte zu, was zu einem Ergebnis von 80:68 führte. Beeindruckend dabei die Team-Dreierquote von 40%, aber auch aus die 69% aus der Nahdistanz lassen sich durchaus sehen und das alles mit nur 2 begangenen Fouls in diesem Spieldurchschnitt.
Im vierten Viertel sollten Kakad und Hortmann dann aber zeigen, warum sie an der Spitze der Scorerliste der Liga stehen - leider. Um es vorweg zu nehmen: Kakad erzielte im Schlußabschnitt 13 und Hortmann gar 14 Zähler, doch Matchwinner sollte mit 2 Distanzwürfen in der Crunchtime Florian Avermann werden.
1:35 Minuten vor dem Ende gab es die vielleicht vorentscheidende Szene bei der die ansonsten guten Schiedsrichter leider eine etwas unglückliche Figur machen, denn beim Stande von 94:91 und Ballbesitz Elephants heißt es zur Überraschung aller plötzlich unsportliches Foul Sadek. Statt der Chance aufs 96:91 gibt es zwei Freiwürfe und Ballbesitz Ibbenbüren. Beim späteren Betrachten der Szene in Super Zeitlupe ist keine Absicht zu erkennen und leider pfeift der in der Vorwärtsbewegung befindliche Schiri aus 15 Metern Entfernung das Stolpern Hortmanns. Doch die Schiris haben keine Zeitlupe und müssen in Sekundenbruchteilen entscheiden, daher ist dieser Pfiff zwar ärgerlich, aber tut der Erinnerung an dieses toole Spiel keinen Abbruch.
Als Avermann seinen zweiten Dreier 48 Sekunden vor dem Ende zum 98:100 trifft, nehmen die Elephants Auszeit. Den anschließenden Spielzug nutzt Farid zum 100:100, aber noch sind 27 Sekunden zu spielen und es heißt Auszeit Ibbenbüren. Einwurf auf Post, der hält den Ball sehr lange und im Gewühl gibt es zwei Freiwürfe für Ibbenbüren, die Hortmann beide sicher versenkt. Auszeit Grevenbroich mit anschließendem Einwurf in der gegnerischen Hälfte, doch der Wurf von Femi Oladipo findet nicht den Weg in den Korb, so dass ein erneutes Foul nötig ist, um die Uhr zu stoppen. Maikel Post trifft nur den ersten seiner beiden Freiwürfe und die Elephants sichern sich 12 Sekunden vor dem Ende beim Stande von 100:103 den Rebound. Farid passt auf Femi und der nimmt mit noch 7 Sekunden auf der Uhr einen freien, wenn auch leicht überhasteten Dreier. Der Ball tippt im Ring von rechts nach links, um sich dann aber doch dafür zu entscheiden, wieder heraus zu springen und die anschleßenden TVI Freiwürfe sind nur noch Makulatur.
Ibbenbüren feiert Aufholjagd und Sieg, aber auch bei den Grevenbroicher Spielern sieht man trotz Enttäuschung beim Abklatschen der Fans schon wieder lächelnde Mienen, denn man ist sich einfach bewußt, mit einer 7er Rotation den Zuschauern ein Spektakel geliefert zu haben von dem man noch in Jahren reden wird.
"Ibbenbüren hat heute 53% Dreier getroffen und das waren bei weitem nicht alles offene Würfe, sowas muss man respektieren. Aber wir treffen 70% Zweier sowie 86% Freiwürfe. Auch das sind tolle Werte, die man in der Regionalliga nicht häufig zu sehen bekommt - von 205 Punkten in einem Spiel ganz zu schweigen. Die eigentlichen Sieger waren heute die Fans, die in der Halle waren, denn bei einem Spiel in dem es um nichts mehr geht so eine Leistung von beiden Teams geboten zu bekommen ist schlichtweg sensationell." zeigte sich Coach Hartmut Oehmen nach dem Spiel trotz der NIederlage überhaupt nicht angefressen.
"Nach so einem Highlight wird es nicht leicht, den Fokus auf Salzkotten am kommenden Wochenende zu richten" hob er aber auch gleich schon wieder mahnend den Zeigefinger.