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...das den Namen wirklich verdient hatte.

Wenn der aktuelle Tabellenführer beim hoch gehandelten Meisterschaftsfavoriten ran muss, dann sind von den Rahmenbedingungen die Weichen eindeutig gestellt. Das heißt aber noch lange nicht, dass die Zuschauer bei solch einer Begegnung auch wirklich ein echtes Spitzenspiel zu sehen bekommen, doch dies sollte am Samstag Abend definitiv der Fall sein.

In der Vorsaison waren die Elephants in Münster gleich in der Anfangsphase mörderisch unter die Räder gekommen, so dass man in der Pause mit über 20 Punkten zurück lag. Diese Erinnerung war in den Köpfen des Trainerteams noch sehr frisch, so dass man unter der Woche stets gemahnt hatte, von der ersten Sekunde an hellwach sein zu müssen.  Dennoch gab es gut eine Stunde vor dem Anpfiff in der Kabine einige ungläubige Mienen, denn ausgerechnet Vorzeige-Profi Farid Sadek hatte Trikot und Short vergessen und musste kurzerhand in die Uniform von Teamkollege Alexander Knopf schlüpfen.  

Im Moment des Sprungballs waren jedoch alle Ablenkungen von außen vergessen und die Gäste legten los wie die Feuerwehr. Ausgerechnet der hoch motivierte Gerrell Martin erzielte die beiden ersten Körbe für Grevenbroich und so stand es nach 3 Minuten 2:6 für die Dickhäuter.  Aber Münster hatte eine Antwort parat und zwar in erster Linie durch Jan König. Der wurfstarke Power Forward erzielte 12 Punkte in drei Minuten (21:12) und Coach Hartmut Oehmen platzte in der Auszeit der Kragen: „Ich hatte auf unserem üblichen Taktik-Plakat alles mit schwarzem Edding geschrieben. Nur 1 Satz stand da in blauer Farbe: Don´t leave number 5 alone und obwohl wir dieses bevorzugte pick and pop kurz vor dem Spiel noch einmal ausdrücklich thematisiert hatten, lassen wir den Spieler dreimal frei an der Dreierlinie stehen.“ Nach diesem klärenden Gewitter hatte man Jan König zwar recht gut im Griff, doch wirklich erfolgreich verlief das Spiel bis zur Viertelpause nicht (33:19).  Eine Umstellung in der Verteidigung sollte für Verbesserung sorgen und siehe da, Münster hatte mit der 2-1-2 Zonenverteidigung sofort einige Probleme. Ein 0:6 Lauf zum 33:25 veranlasste Philipp Kappenstein zu einer Auszeit, um ein Mittel gegen die Zone abzustimmen, doch zurück auf dem Feld hatten die Schlossstädter wieder auf Manndeckung umgestellt und die Aufholjagd ging weiter. Beim Stande von 39:36 die nächste WWU Auszeit, doch auch die konnte nicht verhindern, dass die Anzeigetafel plötzlich ein 39:40 für die nun wieder in der Zone verteidigenden Gäste anzeigte. Bis zur Pause hatten sich die Hausherren die Führung allerdings wieder zurück erkämpft und so ging man mit einem knappen 46:44 in die Kabine.

Gerrell

Die Ansprache des Coaches war diesmal rein emotional gehalten. Mentale Stärkung und Motivation hatten in diesem Münsterraner Hexenkessel eindeutig den Vorrang vor taktischen Feinheiten und so ging man mit selbstbewusster Körpersprache zurück aufs Parkett.  Trotz eines guten Spiels sollte man jedoch nicht in Führung gehen können. Das Viertel wurde allerdings mit 18:19 gewonnen und so ging man mit einem 64:63 in den Schlussabschnitt, der zu einem echten Krimi werden sollte.

Innerhalb von 120 Sekunden hatten die Gastgeber die Führung auf 71:63 ausgebaut und diesem Vorsprung sollte man nun länger hinterher laufen. Ein 2:8 Lauf zwischen der 36. und 38. Minute brachte die Elephants auf 84:80 heran und die Halle glich nun einem Tollhaus. Eine Minute vor dem Schlusspfiff verkündete der Hallensprecher das 86:84, doch schon im Gegenzug erhöhte Haenig, der zuvor völlig freistehend zweimal vergeben hatte auf 88:84. Auszeit Grevenbroich bei noch 24 Sekunden auf der Uhr. Einwurf im Vorfeld, Martin wird frei geblockt und trifft aus der Distanz zum 88:87. Die Elephants müssen bei 21 verbleibenden Sekunden nun die Uhr stoppen und tun dies mit einem Foul an US Neuzugang Bryce Leavitt. Aber zum Entsetzen der lautstarken Grevenbroicher Fangemeinde entscheidet die Schiedsrichterin jenseits allen Basketball Verständnisses auf unsportliches Foul durch Markus Delpeche. Der Guard verwandelt beide Versuche sicher zum 90:87 und es gibt Einwurf Mittellinie für Münster.

Der eingewechselte Bennett foult sofort und es gibt einige Meter weiter erneut Einwurf. 16 Sekunden vor dem Ende nimmt WWU Coach Kappenstein nun Auszeit, um seine Mannen für den letzten Spielzug einzuschwören, doch Grevenbroich verteidigt leidenschaftlich, so dass Alexander Goolsby die Kugel 5 Sekunden nicht ins Spiel bekommt und es heißt Ballbesitz Elephants. Erneut versucht sich Gerrell Martin – vielleicht etwas zu vorschnell – von der Dreierlinie, doch das Leder verfehlt das Ziel. Leavitt sichert sich den Rebound und wird sofort gefoult. Noch 9 Sekunden zu spielen und die Nummer 1 geht an die Linie, von der er zuvor alle 6 seiner 6 Freiwürfe getroffen hatte.

Doch nun versagen dem Amerikaner die Nerven. Er setzt beide Versuche daneben, Grevenbroich sichert sich den Rebound, doch Leavitt macht seinen Fehler wieder gut und stealt Gerrell Martin um per Korbleger mit der Sirene den 92:87 Endstand herzustellen.  In der Halle brechen nun alle Dämme und bei Münster kennt der Jubel keine Grenzen während Gerrell Martin enttäuscht auf dem Boden zusammen sackt. Doch wenige Augenblicke später wird er von seinen Kameraden hoch gezogen und im gemeinsamen Huddle, beschwört der Coach den Teamspirit und dass man stolz auf diese Leistung sein könne.  Recht hat er und daher feierten die mitgereisten EleFans ihre Jungs auch fast wie bei einem Sieg.  

Kopf hoch, Mund abwischen und nächsten Samstag Düsseldorf schlagen.  Hartmut Oehmen war zu Recht stolz auf seine Truppe und bewertete den Sieg von Münster unterm Strich auch als verdient. „Nur gut, dass dieses Wahnsinns-Spiel nicht durch diesen Katastrophen Pfiff des Schiedsrichters 18 Sekunden vor dem Ende entschieden wurde. Daran hätte die Mannschaft lange zu knabbern gehabt. Nun hat das bessere und am Ende etwas cleverere Team gewonnen und damit muss man als Sportler leben können.“ Geschäftsführer Hubert Fußangel sah Münster ebenfalls als verdienten Sieger eines tollen Spiels und kommentierte besagte Entscheidung so: „Ich hoffe, dass dieser Pfiff beim nächsten Schiri Lehrgang Thema sein wird, denn 3 Sekunden später macht Simon Bennett das gleiche Foul und es wird wie immer als Stop the clock Foul gewertet. Das war einer der schlechtesten Pfiffe, die ich in den letzten 15 Jahren gesehen habe. “