Mit dem in Overtime gewonnenen Spiel in Herten, der Pokal Begegnung in Waltrop und dem Match am Freitag Abend in Hagen hatten die Elephants drei Spiele in sechs Tagen zu absolvieren. Eine nicht gerade einfache Aufgabe - insbesondere mit dem ausgesprochen kleinen Kader der Dickhäuter. Doch der Coach erhöhte absichtlich sogar noch den Druck indem er im Interview mit der NGZ von „der Woche der Wahrheit“ sprach und die Begegnung in Hagen zum „Spiel des Jahres 2017“ ausrief.
Eine nicht gerade übliche Methode, denn die meisten Trainer versuchen in der Regel jeglichen Druck von ihrem Team fern zu halten, damit die Akteure im Spiel nicht verkrampfen.
Bei den Grevenbroicher Korbjägern schien die „Do or Die“ Variante allerdings die Richtige gewesen zu sein, denn alle drei Begegnungen wurden gewonnen und das Team ging als strahlender Sieger aus der Woche der Wahrheit hervor.
Vor die Freude über den Erfolg hatte der Basketballgott in Hagen aber ein hartes Stück Arbeit gepackt, denn immerhin war die heimische BG in eigener Halle in dieser Saison noch ungeschlagen und hatte auch erst drei Niederlagen auf dem Konto.
Beim Abschlusstraining hatte das Trainergespann extra auf die üble Verkehrslage an einem Freitag Richtung Ruhrgebiet hingewiesen und doch kamen die vier Imports mit Basti Becker erst 30 Minuten vor regulärem Anpfiff in der Halle an. Aufgrund von Problemen mit der Anzeigetafel fing die Begegnung allerdings mit 17 Minuten Verspätung an und die Schlossstädter nutzten diese Zeit höchst intensiv – ohne nur auf den Anpfiff zu warten.
Als der Startschuss dann endlich fiel – übrigens ohne jegliche Zeit- oder Punkteanzeige – kamen die Gäste perfekt aus den Boxen. Schnell stand es 2:7 und Kosta Filippou sah sich genötigt, eine erste Auszeit zu nehmen. Die Erftstädter zeigten sich jedoch unbeeindruckt, erhöhten mit einem bärenstarken Lennard Jördell zwischenzeitlich auf 10:18 und beendeten das erste Viertel mit 17:22.
Im zweiten Viertel musste Lenni, der von Krume nicht zu stoppen war, leider schnell mit seinem zweiten Foul auf der Bank Platz nehmen und so kam ein kleiner Bruch ins Grevenbroicher Spiel. Doch wirkliches Kapital konnten die Hausherren nicht daraus schlagen, denn die Führung musste zu keiner Sekunde abgegeben werden. Der Vorsprung war bis zur Pause allerdings auf einen Zähler zusammengeschmolzen und so ging es mit einem 35:36 in die Kabine. Nachdem Co-Trainer Simon Bennett die Halbzeit kurz analysiert und dabei die schwache Wurfquote beider Teams aus der Distanz hervorgehoben hatte, machte unser Coach seinem Unmut über die nach seinem Geschmack viel zu leidenschaftslos geführte erste Hälfte Luft. Er forderte deutlich mehr Intensität in der Verteidigung und einen sichtbaren Hunger auf den Sieg.
Frisch motiviert ging es zurück aufs Feld und hier schien man die BG nun überrollen zu wollen. Binnen drei Minuten hatte man die Führung auf 9 Punkte ausgebaut (37:46) und wieder hieß es Auszeit Hagen. Nun schien Filippou die richtigen Worte gefunden zu haben, denn sein Team kam wie ausgewechselt zurück, startete einen 10:1 Run und diesmal war es Grevenbroich, das beim Ausgleich von 47:47 eine Auszeit benötigte. Doch die erwünschte Wirkung stellte sich erst mit leichter Verzögerung ein. Dank zwei Treffern von Zahariev, den Farid Sadek ansonsten gut im Griff hatte, konnten die Gastgeber für 60 Sekunden sogar in Führung gehen, doch zum Ende des Viertels hieß es dann 53:55.
Diesen Spielstand zeigte nun auch plötzlich die Anzeigetafel an, die sich entschlossen zu haben schien, durch ihr Funktionieren den Schlussabschnitt noch etwas spannender zu machen.
Wieder kam Grevenbroich besser in Schwung (55:61), doch Golembiowski machte es mit seinen beiden einzigen Dreiern des Abends wieder spannend und Nedzinskas sorgte mit einem Freiwurf zum 62:62 fünf Minuten vor dem Ende sogar wieder für Hoffnung bei den Fans in der gut besuchten Otto Densch Halle. Doch nun drehten die Elephants noch einmal richtig auf. Malcolm Delpeche sicherte sich in dieser Phase nicht nur zahlreiche Rebounds, sondern blockte sein Gegenüber Golembiowski gleich mehrfach. In der Offense zeigte Gerrell Martin hingegen, warum er zu den besten Scorern der Liga gehört und als die Schlusssirene das Spiel beendete, zeigte die Anzeigetafel ein für Grevenbroich hoch verdientes 69:74 an.
Die zahlreichen, mitgereisten EleFans feierten ihr Team und die Jungs bedankten sich für die tolle Unterstützung von den Rängen mit einer von Farid initiierten La Ola Welle. Für 24 Stunden war man nun Tabellenführer der 1. Regionalliga.
Coach Hartmut Oehmen strahlte über das ganze Gesicht: „Ich bin unheimlich stolz auf die Jungs, wie sie diese Belastung von drei Spielen in sechs Tagen weggesteckt haben. Das hatte wirklich Klasse. Es hat sich bewährt, dass wir am Montag das Training komplett haben ausfallen lassen und am Freitag nur freiwilliges Wurftraining auf dem Programm stand.“ Als der Mann des Abends Lennard Jördell diese Worte aufschnappte (er hatte es vorgezogen am Donnerstag zu Hause zu bleiben), rundete er den Satz mit einem „Seeeehr richtig“ grinsend ab und verschwand zufrieden in der Kabine.