Die Berichterstattung von Ibbenbüren vor dem Spiel hätte emotionaler nicht sein können. Nach den Löwen (Herten) seien nun die Elefanten an der Reihe, die Hölle Ost muss brennen und wir sind bereit für die Elephanten-Jagd hießen die Überschriften auf Facebook bzw, Homepage und die PR zeigte nach 11 Siegen in Folge natürlich Wirkung. Die Halle platze bereits 15 Minuten vor Spielbeginn aus allen Nähten und bot eine fantastische Kulisse für das Aufeinandertreffen der beiden Regionalligateams mit den längsten Siegesserien.
Die Gäste kamen mit einem Boksic Dreier einen Ticken besser aus den Startlöchern und mussten diese Führung in den ersten 5 Minuten auch nicht mehr abgeben. Nach 5.17 Minuten gingen die Hausherren durch Albert Del Hoyo Perez allerdings erstmals in Führung und hielten diese bis unmittelbar vor Ende des ersten Viertels. Ein Dreier von Basti Becker, der für den früh mit 2 Fouls belasteten Marko Boksic ins Spiel gekommen war, ließ die Dickhäuter dann aber doch das erste Viertel knapp mit 22:23 gewinnen.
Das zweite Viertel gehörte dann aber komplett den Gastgebern, die schlichtweg mit einer besseren Einstellung zu Werke gingen, bedingungslos jedem Ball hinter hechteten und in den Zweikämpfen deutlich entschlossener wirkten. Die Halbzeitführung von 45:38 war daher absolut verdient und TVI Manager Diesel stichelte beim Warten auf die Statistikauswertung am Anschreibetisch siegessicher in Richtung unseres Coaches: „Na Hartmut, nicht viel los mit deinen Elefanten heute?!“ Die Antwort fiel aufgrund der nicht gerade überzeugenden Vorstellung im zweiten Viertel zerknirscht kurz aus: „Abwarten, ist erst Halbzeit.“
In der Kabine gab es vom Grevenbroicher Trainer Duo eine ungewohnt lautstarke und unmissverständliche Ansage: „Es kann nicht sein, dass eine Mannschaft, die um die goldene Ananas zwischen Platz 5 und 6 spielt intensiver zu Werke geht als ein Team, das die Tabellenführung verteidigen will !!!“
Entsprechend wach gerüttelt ging es zurück aufs Spielfeld, aber dort wartete nun natürlich eine Truppe, die mit 11 Siegen in Serie, einer starken ersten Halbzeit und 1100 Zuschauern im Rücken vor Selbstbewusstsein nur so strotzte und das merkte man jedem einzelnen Akteur auch an. Der starke Benjamin Fumey setzte mit einem Dreier zum 48:38 sofort ein Zeichen und die Halle stand sofort wieder lautstark hinter ihrem Team. Die Elephants mühten sich redlich, doch der TVI hatte insbesondere durch Del Hoyo Perez und Denzel Johnson stets eine Antwort parat. Mitte des Viertels dann aus dem Nichts ein Monster Dunk aus dem Stand von Marcus Delpeche, der gerade erst von der Bank gekommen war, über seinen Bewacher Simon Dolkemeyer zum 56:46. Dolkemeyer, der bis zu diesem Zeitpunkt unter den Körben gut dagegen gehalten hatte, ist in seiner Karriere wahrscheinlich noch nie so „gepostert“ worden und zeigte sich stark beeindruckt. Nach zwei Fouls innerhalb von nur 2 Sekunden musste der Power Forward entnervt auf der Bank Platz nehmen und sein Arbeitstag war für ihn damit beendet.
Wer nun aber glaubte, dass dieses kurzfristige Highlight für Grevenbroich die Wende zum Positiven bedeutet hätte, der sah sich gründlich getäuscht. Nur eine Minute später erhöht Ibbenbürens Spanier auf 60:46 und schraubt somit die Führung erstmals auf 14 Punkte hoch. Elephants Motor Farid Sadek wirkt sichtlich genervt. Ihm unterläuft ein unnötiger Ballverlust und nachdem er sich kurz darauf sein zweites Foul abholt, nimmt ihn der Coach kurzerhand vom Feld und bringt dafür Routinier Simon Bennett. Parallel gibt Gerrell Martin das Zeichen, nun auf Zonenverteidigung umzustellen und Marko Boksic trifft sofort aus der Distanz. Die Antwort des TVI per Dreier kommt aber schon im direkten Gegenzug und beim 65:51 nimmt Hartmut Oehmen mit Basti Becker für Marko Boksic auch den dritten Starting 5 Player vom Feld. Das Grevenbroicher Urgestein bedankt sich nach Zuspiel von Simon Bennett umgehend per Dreier zum 65:54 und als der Co-Trainer selbst zum 65:58 trifft, keimt bei den Erftstädtern erstmals wieder etwas wie Hoffnung auf. Diese bekommt mit der Sirene allerdings sofort wieder einen Dämpfe:r durch US Guard Johnson, der aus der Ecke den Abstand wieder auf 10 Zähler erhöht (68:58).
Nach dreieinhalb Minuten Pause kehrt Farid Sadek nun zurück ins Spiel und Gerrell Martin darf auf der Bank Platz nehmen, um neue Kräfte für die Endphase zu sammeln. Ein letztes Mal schwört sich die Mannschaft, die sich noch lange nicht aufgegeben hat, auf die Partie ein, doch die Hausherren halten nach wie vor stark dagegen. Erneut ist es Del Hoyo Perez, der mit seinem vierten Dreier (50%) das 71:60 markiert. Nach drei Minuten Verschnaufpause kommt nun Gerrell Martin wieder zurück und der aufopferungsvoll kämpfende Simon Bennett nimmt auf der Bank Platz. Unter den Körben haben sich die Delpeche Zwillinge nun die Vormachtstellung erarbeitet. Rebound Markus, langer Pass auf Bruder Malcolm, Dunking zum 71:64 und aufgrund eines Fouls in der Aktion gibt es tatsächlich den ersten !!! Freiwurf der zweiten Halbzeit für die Dickhäuter. Malcolm verwandelt sicher und darf ebenfalls neue Kräfte auf der Bank sammeln. Für ihn kommt Lennard Jördell. Die nächsten sechs Grevenbroicher Punkte erzielt dafür Bruder Marcus und beim Stande von 77:73 kommen dreieinhalb Minuten vor dem Ende die beiden Stammkräfte Marko Boksic und Malcolm Delpeche wieder ins Spiel zurück.
Die Fans, die sich den sicheren Sieg vor Augen schon kräftig gefeiert hatten, waren nun deutlich leiser geworden und auch ein getroffener Fumey Freiwurf vermochte die Massen nicht wieder aufzuwecken. Im Gegenzug konzentriert sich die TVI Verteidigung nun verstärkt auf den zurück ins Spiel gekommenen Scharfschützen Boksic, doch dadurch steht Malcolm Delpeche plötzlich ganz frei und der Center trifft frech aus der Distanz zum 78:76. Im Gegenzug sichert sich der jüngere der Zwillinge, der übrigens auch 4 Blocks auf seinem Konto verbuchen konnte, den Defensiv Rebound und Bruder Markus bringt mit einem Offensiv Tip In zum 78:78 die Halle zum Verstummen. Auszeit Ibbenbüren, den Hausherren steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, aber aufgeben wollen sie natürlich nicht. Grevenbroich wechselt für die letzten zweieinhalb Minuten zurück in die Manndeckung, um den Gegner mit einer neuen Situation zu konfrontieren und der zeigt sich durchaus verunsichert. Fumey springt der Ball vom Fuß ins Aus, doch die Unparteiischen entscheiden zum Entsetzen der aufgebrachten EleFans auf Einwurf Ibbenbüren. Gott sei Dank kann der TVI kein Kapital daraus schlagen, doch auch den Gästen ist nun die Anspannung anzumerken. Markus Delpeche läuft Bewacher Maikel Post einfach über den Haufen und es heißt zurecht Offense Foul. Am Selbstbewusstsein des athletischen Power Forwards kratzt das allerdings null und schon im nächsten Angriff erzielt Marcus das umjubelte 78:80. Bruder Malcolm verbucht im Gegenzug seinen 4ten !!! Block und sichert sich anschließend den Offensiv Rebound nach vergebenem Sadek Wurf. Pass auf Bruder Marcus und der trifft zum 78:82. 48 Sekunden vor dem Ende erneut Auszeit Ibbenbüren, doch mehr als ein Korb durch Fumey gelingt den Hausherren nicht mehr, weil der letzte, erzwungene Wurf von Zemhoute das Ziel deutlich verfehlt.
Die Elephants gewinnen 80:82 und die rund 30 mitgereisten Fans liegen sich gemeinsam mit dem Team in den Armen. Kapitän Simon Bennett, der mit seinem tollen Einsatz das Signal zur Aufholjagd gab, war überglücklich: „Das war ein echtes Regionalliga Highlight und ein Fest für alle Basketball Fans. Wir haben uns nie aufgegeben und uns auch durch die Schiedsrichter nicht entmutigen lassen. Den Wert von 20:3 Freiwürfen lasse ich mal unkommentiert, aber in 15 Jahren Senioren Basketball habe ich es noch nie gesehen, dass in einer Mannschaft nur ein einziger Spieler eines Teams (Malcolm Delpeche) Freiwürfe zugesprochen bekommt.“
Coach Hartmut Oehmen wollte zu den Unparteiischen nichts sagen und verwies lieber auf die statistischen Werte des Spiels, die fast alle zu Gunsten von Grevenbroich endeten: Wir haben uns trotz einer schwachen ersten Halbzeit, eines starken Gegners und einer beeindruckenden Kulisse nie aufgegeben. Unser 9:0 Run in der Schlussphase des Spiels hat die Hölle Ost regelrecht schockgefrostet und mein Freund Diesel weiß nun auch, dass ein Basketballspiel 40 Minuten dauert.“ sprachs mit einem Augenzwinkern und verschwand im Bus.