Die Woche hatte mit einem lustigen Kegel-Abend in der Vereinsgaststätte Jägerhof perfekt begonnen, doch am Mittwoch fehlte bereits Simon Bennett krankheitsbedingt und als PG Farid Sadek am Donnerstag Nachmittag signalisierte, dass er krank sei, stand das Team am Abend gerade mal zu acht in der Halle, da der Coach berufsbedingt verhindert war.
Am Samstag kam dann der Anruf von Farid, dass sein Einsatz heute wirklich nicht möglich sei und so fiel neben Center Lennart Jördell (Schulter) nun der zweite Starting 5 Spieler aus. Doch dies sollte vorerst weder Team noch Presse erfahren, um die Stimmung nicht schon vorab auf ein „ohne Farid haben wir keine Chance“ Niveau zu senken. Lediglich Max Boldt erhielt eine WhatsApp mit folgendem Wortlaut: Richte dich mal auf ne Menge Spielzeit ein. Spiel in der Defensive konzentriert und in der Offense frech und unbekümmert.
Am Abend in der Halle dann natürlich die Frage nach Farid, aber viel Zeit zum Nachdenken hatte das Team jetzt nicht mehr, denn in 40 Minuten sollte bereits der Anpfiff erklingen. Gegenüber dem Spiel von Münster gab es zwei Änderungen in der Startformation. Routinier Simon Bennett als Guard für Farid und Marcus Delpeche als Bewacher von Dainius Zvinklys. Basti Becker blieb dafür zuerst einmal auf der Bank.
Von Beginn an entwickelte sich ein Spiel in dem sich keine Mannschaft eindeutige Vorteile erarbeiten konnte. Zur Überraschung der knapp 100 mitgereisten Fans hielt die Grevenbroicher Rumpftruppe nicht nur gut dagegen, sondern schien optisch phasenweise sogar überlegen. Der erste Spielabschnitt endete dann auch beim Stande von 18:21 mit einer knappen Führung, doch zufrieden zeigte sich der Coach an der Seitenlinie überhaupt nicht.
Kurz vor der Viertelpause war bereits Max Boldt für Simon Bennett ins Spiel gekommen und nach dem Wiederanpfiff durfte sich Max dann sogar als Bewacher von Pointguard Cooper beweisen. Der Amerikaner gehört mit seinen 1,70 Metern Körpergröße zu den schnellsten Spielern der Liga und da Gerrell Martin heute auch den Spielaufbau organisieren musste, sollte er durch diese Umstellung zumindest in der Verteidigung etwas entlastet werden. Eine taktische Variante, die sich auszahlen sollte, denn Max machte seine Sache von Beginn an ausgezeichnet. Seinem amerikanischen Gegenüber gelang im zweiten Viertel nicht ein einziger Korb und Max selbst erzielte dafür 5 Punkte. Das ausgesprochen faire Spiel plätscherte ansonsten höhepunktarm vor sich hin, aber plötzlich stand es auf der Anzeigetafel 35:30. Die Begegnung schien zu Ungunsten der Gäste zu kippen und daher sollte Kapitän Bennett als zusätzlicher Energizer von der Bank neue Impulse setzen. Das tat der Routinier dann auch umgehend und zwar mit zwei blitzsauberen Dreiern innerhalb von 60 Sekunden. Düsseldorfs Coach Jonas Jöhnke tobte und es ging mit einem 40:44 in die Kabine.
Dort tobte Hartmut Oehmen, der trotz der knappen Führung so überhaupt nicht zufrieden war mit dem Auftritt seiner Mannschaft. Er sprach von „Not gegen Elend“, „der schlechtesten Leistung der Saison“ und lobte Max Boldt als einzigen Spieler mit der richtigen Einstellung. „Wenn die Spieler der Giants keinen Bock hätten, sei das deren Problem, aber er würde so eine Einstellung nicht akzeptieren. Jeder in der Halle müsse bereits an der Körpersprache erkennen, dann man auch ersatzgeschwächt bereit sei, dieses Spiel zu gewinnen.“
Aber auch die Düsseldorfer kamen mit frischer Energie aufs Feld zurück und 2 Dreier des starken Litauers Reminas brachten sogar den Ausgleich. Marko Boksic, der heute erneut aus der Distanz nicht gerade glänzte, traf allerdings ebenfalls einen wichtigen Dreier und plötzlich führten die Elephants mit 50:57. Düsseldorf reagierte mit einer Auszeit und konnte danach auch verkürzen, aber Max Boldt traf ebenfalls für 3 und es ging mit einem 59:62 ins vierte Viertel.
Mit Beginn dieses Spielabschnittes drehte der Ex-Grevenbroicher Dainius Zvinklys nun regelrecht auf, denn Dan wollte wohl unbedingt auch mal gegen seinen Ex-Club gewinnen. In unnachahmlicher Art zog er ein ums andere Mal zum Korb, doch seine Bewacher waren entsprechend gebrieft: „keine Korbleger zulassen, lieber foulen“ und der Litauer tat uns den Gefallen, von der Linie bei 50% zu bleiben. Nach 36 Minuten stand es 68:69, doch nun leistete sich Gerrell Martin gleich drei katastrophale Ballverluste und plötzlich führten die Hausherren mit 74:69. Aber ans Aufgeben wollten die Dickhäuter nicht denken und es kommt zu einem regelrechten Basketball Krimi. Düsseldorfs Aufbau De Shaun Cooper, der seinen letzten Feldkorb in der 20. Minute erzielt hatte und auch im dritten Viertel nur mit 2 Freiwürfen erfolgreich gewesen war, schien sich nun vorgenommen zu haben, das Spiel alleine zu entscheiden, doch in den letzten 60 Sekunden scheiterte der US Guard bei drei von 6 Versuchen von der Freiwurflinie. Ganz anders sein Gegenüber Gerrell Martin. Von seinem zwischenzeitlichen Tief völlig unbeeindruckt erziel er die letzten 8 Punkte seines Teams im Alleingang und bleibt dabei 4,4 Sekunden vor dem Ende bei zwei Freiwürfen völlig cool, was seiner Truppe den viel umjubelten Ausgleich beschert.
Kurze Verschnaufpause und dann ab in die Verlängerung in der die ohnehin so dünn besetzten Elephants auch noch auf Malcolm Delpeche verzichten müssen, der kurz zuvor mit dem 5ten Foul ausgeschieden war. Grevenbroich hat Ballbesitz und der besprochene Spielzug funktioniert perfekt. Block Basti, Dreier Gerrell und die Grevenbroicher Fans, die die Halle lautstärketechnisch schon lange eingenommen haben, sind sofort wieder da. Düsseldorf geschockt – Grevenbroich hell wach. Marcus und Marko erhöhen auf 81:86, doch Reminas und auch Cooper mit seinem ersten Dreier treffen aus der Distanz (89:88). Marko Boksic versucht sich durchzutanken, wird gestoppt, doch legt rechtzeitig auf den heranstürmenden Max Boldt ab der nicht nur trifft, sondern auch noch im Wurf gefoult wird. Den Freiwurf macht der Aachener sicher rein und da Zvinklys den anschließenden Einwurf nur halbherzig ausführt sichert er sich auch noch den wichtigen Steal, den Gerrell schließlich zum 89:94 einnetzt. Zvinklys macht seinen Fehler wieder gut indem er gleich im Gegenzug wieder trifft und Paskov macht es mit seinem Dreier zum 94:94 exakt 24 Sekunden vor dem Ende noch einmal richtig spannend. Gerrell Martin bekommt den Ball und kann sich in aller Seelenruhe auf den finalen Angriff vorbereiten, da alle Düsseldorfer Akteure sich weit in die eigene Hälfte zurückgezogen haben. Die Sekunden verrinnen, ein kurzer Blick hoch auf die Uhr, Reminas ausgetanzt und Paskov kann nur noch foulen. Wie schon zum Ende der regulären Spielzeit verwandelt Gerrell die anschließenden Freiwürfe sicher und die Elephants jubeln unter den lautstarken „AUSWÄRTSSIEG“ Rufen ihrer Fans.