Der zweite Spieltag war gleichzeitig die Heimpremiere für Coach Simon Bennett und dass diese für den Tabellenführer erfolgreich verlaufen sollte daran zweifelte vor dem Anpfiff im Grunde niemand. Die Gäste aus Kamp-Lintfort hatten die Abgänge ihrer Top Akteure Lannardt Boner und Gideon Schwich im Sommer nicht wirklich kompensieren können und bei der Auftaktniederlage gegen Aufsteiger Deutz hatte man in eigener Halle gerade mal 47 Punkte erzielen können.
47. Genau diese Zahl hatte Simon Bennett groß auf das Taktikposter geschrieben auf dem er sonst die Stärken und Schwächen der gegnerischen Spieler notiert, um sie dem eigenen Team kurz vor dem Anpfiff noch einmal bildlich zu vermitteln. Dieses Mal stand dort nur eben diese 47 und die Erklärung ließ auf der Mannschaftsbesprechung dann auch nicht lange auf sich warten:
Deutz hatte die BG Lintfort auf 47 Punkten gehalten, diesen Wert gelte es zu unterbieten, ansonsten würde es am Montag ein besonders laufintensives Training geben.
Die Anfangsphase verlief mit drei Körben von drei verschiedenen Akteuren dann auch recht verheißungsvoll, doch bereits nach drei Minuten war von der Intensität aus dem Salzkotten Spiel nicht mehr viel zu sehen, obwohl exakt die gleichen Akteure auf dem Feld standen.
Die Gäste waren offensichtlich nicht gewillt, sich kampflos zu ergeben und so führten die Dickhäuter nach dem ersten Viertel lediglich mit 17:13.
Nach dem Wiederanpfiff bewies zwar insbesondere Marko Boksic, dass er heute ausreichend Zielwasser getrunken hatte, doch nach drei schnellen Dreiern der Lintforter zeigte die Anzeigetafel in der 15. Minute nur noch ein knappes 27:26 an.
Die Stimmung auf der Grevenbroicher Bank blieb trotzdem gelöst und Bennett wechselte weiter munter durch. David Markert kam nun für Farid Sadek und bewies eindrucksvoll, warum Hartmut Oehmen ihn schon in der Vorsaison hatte verpflichten wollen. Mit sieben Punkten in 90 Sekunden hatte er entscheidenden Anteil am Umschwung und so hieß es zur Pause beruhigend 42:26.
26 kassierte Punkte in der ersten Hälfte würde 52 bei Spielschluss bedeuten und damit hätte man die Vorgabe von 47 Zählern eindeutig verpasst. Konzentrierteres Defensivverhalten war demnach die Parole.
Nach wenigen Minuten hatten die Fans den Eindruck, als ob Neuzugang Vytautas Nedzinskas und Marko Boksic den Gegner förmlich alleine eliminieren wollten, denn das Duo traf aus allen Lagen und insbesondere „V“ glänzte durch echte Zauberpässe. Die Gäste hatten nun nicht mehr viel entgegenzusetzen und so stand es nach 30 Minuten 65:37.
Im Schlussabschnitt konnte man dann entspannt zu Ende spielen, die 47 aber grundsätzlich vor Augen. Die Gäste, die mit einer 9er Rotation agierten mussten nun dem hohen Tempo des ersten Durchgangs Tribut zollen, während die Maschinerie der Grevenbroicher 12er Rotation unaufhörlich auf 100% weiter ratterte. Gerade mal 8 Punkte erzielte die Liebig Truppe im letzten Viertel während die Schlossstädter 23 Zähler verbuchen konnten.
Am Ende hieß es 86:45. Das Ziel war erreicht und auch im zweiten Spiel hatte man den Gegner mit 40 Punkten Differenz besiegen können. Die Tabellenführung konnte damit natürlich verteidigt werden, doch Coach Simon Bennett trat gleich nach dem Schlusspfiff auf die Euphoriebremse: „Wir dürfen uns von diesen beiden Siegen nicht blenden lassen. Bereits der nächste Gegner ist ein ganz anderes Kaliber.“ Und Manager Hartmut Oehmen fand sogar noch deutlichere Worte: „Salzkotten wollte nicht, Kamp-Lintfort konnte nicht stärker dagegen halten, aber wenn wir in dieser Saison ganz oben mitspielen wollen, müssen wir uns in den nächsten vierzehn Tagen noch gewaltig steigern. Daran werden wir arbeiten, denn das Team will mehr als nur einen gelungenen Saisonauftakt.“