Nach den beiden Niederlagen gegen Haspe und Düsseldorf hatte Elephants Manager Hartmut Oehmen die Begegnung in Deutz im NGZ Interview zur "Charakterfrage" erhoben und damit die Mannschaft eindeutig unter Druck gesetzt. Das Team war also gefordert, von der ersten Spielminute an, die richtige Einstellung zu demonstrieren und Coach Simon Bennett machte dies in der Besprechung kurz vor dem Anpfiff auch noch einmal unmissverständlich klar: "Heute geht es hier nicht um Taktik, heute sind 40 Minuten bedingungsloser Einsatzwille und Leidenschaft gefragt. Wir müssen alleine mit unserer Intensität den Gegner in die Knie zwingen."
Genau die richtigen Worte gegen einen Gegner, der zu 90% von seiner kampfbetonten Einstellung lebt und so vor 14 Tagen auch nur hauchdünn an einer Sensation in Düsseldorf (Niederlage mit nur 2 Punkten Differenz) vorbei geschrammt ist.
Die Mannschaft hatte dann auch verstanden, worauf es heute ankommen sollte. Der ohnehin bärenstarke Milen Zahariev markierte die ersten Punkte für sein Team und die Gäste demonstrierten von Beginn an, wer hier heute der Herr im Hause war. Angetrieben vom zuletzt nicht unbedingt überzeugenden Farid Sadek überrollten die Dickhäuter die Kellerkinder bereits im ersten Viertel und Coach Simon Bennett griff bereits früh auf die von ihm angekündigte, große Rotation zurück. So traf der von der Bank kommende Marko Boksic gleich seinen ersten Wurf aus der Distanz und auch Basti Becker war gleich mit seiner ersten Aktion erfolgreich. Das Viertel endete mit einem sehenswerten And 1 Spiel von Farid Sadek zum 25:10 und die zahlreichen EleFans auf der Tribüne zeigten sich hoch zufrieden.
Im zweiten Spielabschnitt ließ dann auch US Import Chris Carter aufblitzen, dass er aufgrund seiner Schnelligkeit und Athletik durchaus eine Verstärkung für die Mannschaft sein kann und auch David Markert demonstrierte eindrucksvoll, dass man sich auf ihn sowohl als Vorbereiter als auch Scorer verlassen kann. Wie im ersten Viertel gelangen den Deutzern gerade mal 4 Körbe aus dem Feld und auf der anderen Seite bewies Marko Boksic, dass er seine Distanzschützen Qualität nicht verloren hatte. Getrübt wurde der Grevenbroicher Angriffssturm nur durch die Verletzung von Vytautas Nedzinskas, der unglücklich auf dem Fuß eines Gegners landete und mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Platz humpeln musste.
Mit einem deutlichen 21:48 ging es dann in die Kabine wo Coach Simon Bennett sein Team ermahnte, auch in der zweiten Hälfte nicht die Zügel schleifen zu lassen. Erst in der Vorwoche hätten die Kölner mit 30 Punkten zur Pause gegen Hagen zurückgelegen, um dann die zweite Halbzeit zu gewinnen. Sowas dürfe es heute hier nicht geben.
Mit einem schnellen 6:0 Lauf gleich nach dem Wiederanpfiff bewieß die Mannschaft, dass sie ihren Trainer verstanden hatte. Beim Gastgeber schwanden mit zunehmender Spieldauer nun sichtbar die Kräfte und dies schien man mit gesteigertem Körpereinsatz wett machen zu wollen. War es im dritten Viertel bis zum 39:71 noch alles einigermaßen regelkonform, so hatte die Deutzer Verteidigung im Schlussabschnitt nicht mehr viel mit Basketball zu tun. Es wurde gehalten und geschoben was das Zeug hielt und allein Max Boldt ging im letzten Viertel ein halbes Dutzend mal unsanft zu Boden. Das unauffällig agierende Schiedsrichtergespann hatte jedoch ein Nachsehen mit den nun sichtlich überforderten Hausherren (man verursachte 12 Freiwürfe in den ersten 6 Minuten des Viertels) und die Elephants, die schon seit Beginn des Viertels komplett deutsch spielten, hielten sich in der Schlußphase dann auch merklich zurück, um nicht noch weitere Verletzungen zu riskieren.
Die Begegnung, bei der das Scouting in der Halle leider nicht funktionierte, endete mit 56:93 und die Elephants hatten die Charakterfrage ihres Managers eindeutig beantwortet.
Nun gilt es, das getankte Selbstbewußtsein in der kommenden Woche positiv zu nutzen, um sich auf die schwere Heim-Aufgabe gegen BG Hagen vorzubereiten. In wie weit Scharfschütze Nedzinskas gegen seine ehemaligen Kollegen wird mitmischen können wird sich wohl erst im Laufe der Woche herausstellen. So lange bleibt nur zu hoffen, dass es sich beim sympathischen Litauer nur um eine nicht allzu starke Bänderdehnung handelt. Von hier aus daher GUTE BESSERUNG.